Parodontitis

Parodontitis (umgangssprachlich oft fälschlicherweise als Parodontose bezeichnet)ist eine langsam fortschreitende chronische Erkrankung, in deren Verlauf es zur allmählichen Zerstörung des Zahnhalteapparates, der für die Verankerung der Zähne im Kieferknochen sorgt, kommt.

Diese Zerstörung ist weitgehend unumkehrbar und führt unbehandelt zum Verlust der Zähne!

Ursachen

Ausgelöst wird die Parodontitis neben genetischen und allgemeinmedizinischen Faktoren vor allem durch Speisereste und Bakterienbeläge (Plaque), die an schlecht zugänglichen Stellen wie Zahnfleischsaum und Zahnzwischenräumen verbleiben. Die toxischen Stoffwechselprodukte dieser Bakterien lösen einen Entzündungsprozess aus, der zunächst auf das Zahnfleisch begrenzt bleibt (Gingivitis). Es entstehen Zahnfleischtaschen, die mit den Mitteln der häuslichen Mundhygiene (Zahnbürste, Zahnseide, Spülungen) oft nicht mehr ausreichend zu reinigen sind. Die Folge: Die Entzündung wandert in tiefere Bereiche und befällt den Knochen. Der Zahnhalteapparat wird zerstört und es entstehen tiefe Spalten (Knochentaschen) um die Zahnwurzeln herum (Parodontitis).

Prognose

Während die Gingivitis bei entsprechender Therapie in aller Regel vollständig zur Ausheilung gebracht werden kann, sind die durch die Parodontitis verlorengegangenen Strukturen nur begrenzt oder gar nicht mehr zu regenerieren. Man spricht daher von einer chronischen und irreversiblen, also nicht umkehrbaren Erkrankung. Unbehandelt droht der Verlust der betroffenen Zähne!

Allerdings kann der Knochenabbau gestoppt und unbeschadete Anteile können erhalten werden!

Bin ich betroffen?

Parodontitis ist heute unter Erwachsenen weiter verbreitet als Karies. In der Altersgruppe der 35-44-Jährigen sind bereits 52%, in der Altersgruppe der 65-74-Jährigen sogar über 65% an einer mittelschweren bis schweren Form der Parodontitis erkrankt (5. Deutsche Mundgesundheitsstudie, DMS V von 2014).

Im Gegensatz zur Karies fehlt bei der Parodontitis jedoch das Alarmsignal „Schmerz“.

Stattdessen schreitet die Erkrankung unbemerkt immer weiter voran, in der Regel langsam über Jahre, bei seltenen aggressiven Formen aber auch innerhalb weniger Monate.

Bereits geringfügiges Zahnfleischbluten ist daher ein ernst zu nehmendes Frühwarn-Symptom, das jedoch bei Rauchern weitestgehend fehlt. Raucher sind daher besonders gefährdet, zumal der Nikotinkonsum das Risiko, an Parodontitis zu erkranken, zusätzlich erhöht.  Bemerken Sie bereits, wie ihre Zähne lockerer werden, oder sind einige Zähne „länger geworden“, so ist in der Regel bereits ein weit fortgeschrittenes Stadium eingetreten. Sie laufen Gefahr, Ihre Zähne zu verlieren!

Aus diesem Grund kommt der Früherkennung und rechtzeitigen Behandlung eine sehr große Bedeutung zu.

Früherkennung!

Die Parodontitis ist weder ausheilbar noch umkehrbar. Einmal verloren gegangener Knochen fehlt für immer! Es gilt daher, den Entzündungsprozess so früh wie möglich zu erkennen und zu stoppen, um den Zahnverlust abzuwenden.

Früherkennungstests wie der parodontale Screening Index (PSI) gehören in unserer Praxis daher selbstverständlich zu jeder Erstuntersuchung und werden in regelmäßigen Abständen (meist alle zwei Jahre) wiederholt, um zu kontrollieren, ob bei Ihnen ein Gingivitis- oder Parodontitis-Risiko vorliegt.

Individualprophylaxe und professionelle Zahnreinigungen (PZR) sind wichtige und hocheffiziente Maßnahmen, durch die allein die reine Zahnfleischentzündung (Gingivitis) vollständig zur Ausheilung gebracht werden kann. Ist aber bereits der Knochen infiziert (Parodontitis), so sind zusätzlich weitere Maßnahmen erforderlich.

Wie verläuft eine Parodontitis-Behandlung?

Glücklicherweise stehen mittlerweile sehr schonende, minimalinvasive Techniken der Parodontitis-Behandlung zur Verfügung. Grundlage dieser Behandlung ist dabei die weitreichende Beseitigung der krankheitsverursachenden bakteriellen Beläge in den Zahnfleischtaschen.

Zu über 90% wird heute das sog. geschlossene Verfahren durchgeführt, d. h. das Zahnfleisch wird weder eröffnet noch abgetragen. Mit Hilfe neuer Techniken (Schall- oder Ultraschall-Scaling) gestaltet sich die Parodontitis-Behandlung für den Patienten nahezu völlig schmerzfrei.

Nur bei weiter fortgeschrittenen, Therapie-resistenten oder aggressiv verlaufenden Fällen sind sog. offene Verfahren sinnvoll, bei denen das Zahnfleisch minimalinvasiv eröffnet wird, um die Zahnwurzeln unter direkter Sicht zu reinigen.

Nachsorge! – Unterstützende Parodontitis-Therapie

Durch eine gezielte Therapie hat man die Erkrankung zunächst einmal im Griff. Durch unsere tägliche Nahrungsaufnahme gelangen jedoch erneut Beläge zwischen Zahn und Zahnfleisch. Es ist daher wichtig, die Beläge in regelmäßigen Abständen professionell entfernen zu lassen, um effektiv einem erneuten Voranschreiten der lebenslangen Erkrankung vorzubeugen. Langfristig gesehen wirken Sie somit der weiteren Zerstörung des Zahnhalteapparates und dem Zahnverlust entgegen, denn die Parodontitis begleitet Sie ein Leben lang. Je nach Schweregrad Ihrer Erkrankung empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund-, und Kieferheilkunde daher 2-4x im Jahr eine Reinigung der Zahnfleischtaschen im Rahmen der professionellen Zahnreinigung.

Gesunderhaltung des gesamten Organismus!

Über die Blutbahn erreichen die Bakterien den gesamten Körper und bleiben nicht nur auf den Mundraum beschränkt. Eine unbehandelte Parodontitis erhöht daher das Risiko für Herzerkrankungen, Schlaganfälle, Diabetes, rheumatische Erkrankungen und für Komplikationen während der Schwangerschaft.

Weiterführende Maßnahmen

Labor gestützte Keimspektrum-Analyse

Je nach Aggressivität der Parodontitis kann eine individuelle Keimspektrum-Analyse der Parodontitis-Erreger im Labor eine sinnvolle Ergänzung zur Parodontitis-Behandlung sein. Auf Grundlage dessen erfolgt eine gezielte Antibiotika-Therapie, z.B. systemisch durch Tabletten oder lokal durch Applikation von Gels oder Chips.

Wiederaufbau des Knochens

Manche Formen der Knochendefekte können gezielt lokal behandelt werden, um den verlorenen gegangenen Kieferknochen wiederaufzubauen. Dazu verwenden wir ein biokompatibles Knochenersatzmaterial. Diese Therapie ist kleinen vertikalen Defekten an einzelnen Zähnen vorbehalten.

Möchten Sie noch mehr erfahren?

Weitergehende Informationen über Parodontitis und damit assoziierte Erkrankungen finden Sie hier.